
Die Weltlichkeit der Künste | Arendt im 21. Jahrhundert
Hannah Arendts politische Theorie und Philosophie hat aktuell größte Brisanz gewonnen. Kaum bekannt dagegen sind ihre Überlegungen zur Rolle der Künste und die Bedeutung dieser für die Gewährleistung einer politischen Öffentlichkeit. Zwar hat Arendt kein eigenes kunstphilosophisches Werk vorgelegt. Doch in ihrem Denken und Schreiben sind künstlerische Praktiken, deren Situationen und Medien zentral für das, was sie ‚Weltlichkeit‘ nennt: den politischen Erscheinungsraum einer Pluralität von Stimmen als Bedingung von Urteilsfähigkeit und Kritik.
Diese politischen Dimensionen der Künste im Denken Hannah Arendts stellt der Abend auf der Basis der Buchpublikation Hannah Arendt und die Weltlichkeit der Künste (edd. Judith Siegmund, Anne Eusterschulte, Marita Tatari, 2025) zur Diskussion. Die Autorinnen fragen nach der Aktualität von Arendts Kunstphilosophie, etwa in Hinsicht auf die Rolle des Theaters oder performativer Künste und die Weise, wie sich künstlerische Kritik politisch artikulieren kann. Sie stellen Arendts Konzept von künstlerischem „Herstellen“, ästhetischem „Urteilen“ und der Konstitution einer Öffentlichkeit vermittels der Künste vor und werfen ein Licht auf unterschiedliche künstlerische Aktionsformen. In welcher Hinsicht ist die „Dingheit“ bzw. „Verdinglichung“ von Kunstwerken ein Ansatz, um politische Verhältnisse kritisch zu perspektivieren, gar zu transformieren?
Im Rahmen der Buchpremiere öffnen die Autorinnen den Raum für eine Diskussion um die „Weltlichkeit der Künste“ im 21. Jahrhundert. Außerdem werden Auszüge aus Arendts Texten zu hören sein.
Anne Eusterschulte ist Professorin für Philosophie an der Freien Universität Berlin und Mitherausgeberin von Hannah Arendt: Kritische Gesamtausgabe. Print und Digital. Complete Works. Critical Edition (Hannah Arendt Forschungsstelle Berlin). Zu ihren Veröffentlichungen zählen: Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie (Mitherausgeberin, 2021) und Hannah Arendt: The Life of the Mind (Mitherausgeberin, 2024).
Judith Siegmund ist Professorin für philosophische Ästhetik an der Zürcher Hochschule der Künste. Zu ihren Veröffentlichungen gehören Zweck und Zweckfreiheit. Zum Funktionswandel der Künste im 21. Jahrhundert (2019), Handbuch Kunstphilosophie (Herausgeberin, 2022) und Künstlerisches Handeln in digitalen und postkolonialen Umgebungen (2025).
Marita Tatari ist Professorin für Kunstphilosophie und Kulturtheorie an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle. Zu ihren Publikationen zählen Kunstwerk als Handlung (2017) und Thinking with-Jean-Luc Nancy (Mitherausgeberin, 2023).
Gemeinsam haben die drei Autorinnen das Buch Hannah Arendt und die Weltlichkeit der Künste in der Reihe Ästhetiken X.0 – Zeitgenössische Konturen ästhetischen Denkens, Springer Nature/Metzler 2025 herausgegeben.