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Route 181– Fragmente einer Reise in Palästina-Israel
F/B/D/GB 2003, 270 min, arab./hebr./engl. mit dt. UT
Buch, Regie und Produktion Michel Khleifi, Eyal Sivan
Filmvorführung der Akademie der Künste Berlin in Kooperation mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
ROUTE 181 eröffnet eine ungewöhnliche Perspektive auf die Bevölkerung in Palästina-Israel. Mehr als ein Jahr lang haben Khleifi und Sivan sich der Produktion dessen, was sie einen kinematischen Akt von Glauben und Vertrauen betrachten, hingegeben: ein gemeinsamer Film. Im Sommer 2002 sind sie zwei lange Monate gemeinsam durch ihr Geburtsland gereist, sie haben ihre Strecke auf einer Karte aufgemalt und sie ROUTE 181 genannt. Diese virtuelle Linie markiert die Grenzen der UN-Resolution 181 vom 29. November 1947, nach der Palästina in zwei Staaten geteilt werden sollte. Auf ihrer ausgiebigen Reise hatten sie nur zufällige Begegnungen. Es wurden im Vorfeld weder Treffen vereinbart, noch Persönlichkeiten oder „offizielle“ Gesprächspartner kontaktiert.
2003 war in dem Magazin für Filmkritik KINO-ZEIT zu lesen:
„Am 29. November 1947 beschloss die Vollversammlung der Vereinten Nationen die Resolution, mit der sie die britische Mandatsherrschaft über Palästina beendete und die Gründung zweier unabhängiger Staaten auf den Weg brachte. 56 Prozent des Landes gingen an die jüdische Minderheit, 43 Prozent wurden der arabischen Mehrheit der Bevölkerung zugesprochen, die Stadt Jerusalem sollte nach dem Willen der UN unter internationaler Kontrolle verbleiben. Doch die damals beschlossenen Grenzen führten nicht zu einem friedlichen Miteinander in Nahost, sondern vielmehr zu einem blutigen Konflikt, der bis heute anhält. Eine Lösung des Nahost-Problems ist nach wie vor in weiter Ferne, zumal ein palästinensischer Staat trotz des Beschlusses vor 57 Jahren noch immer nicht existiert.
Wie tief und schmerzhaft die Wunden sind, die dieser Konflikt geschlagen hat, zeigt eine fast vierstündige Dokumentation des israelischen Regisseurs Eyal Sivan und des palästinensischen Filmemachers Michel Khleifi, die entlang einer imaginären Route 181 die Grenzen der beiden Staaten befahren. Auf ihrer Reise vom Süden des Landes in den Norden begegnen sie zumeist alten Menschen – Juden und Palästinensern – die bereits seit Jahrzehnten mit diesem Konflikt leben. Sie treffen auf Verzweiflung, Wut und Gleichgültigkeit, aber auch auf Hoffnung und Überlebenswillen, auf Israelis und Palästinenser, Juden und Araber, die sich zynisch, humorvoll oder gewaltsam gegen die ‚Nachbarn‘ abgrenzen. Und immer wieder werden bei diesen spontanen Begegnungen, die niemals geplant oder vereinbart waren, Widersprüche aufgedeckt zwischen eigener Weltsicht, historischer Wahrheit und der sie umgebenden Wirklichkeit. Ein Dokument des absurden Status Quo im Nahen Osten.
Selten hat eine Dokumentation in den letzten Jahren für solch heftige Kontroversen gesorgt wie diese israelisch-palästinensische Gemeinschaftsproduktion. Bereits kurz nach der Erstausstrahlung des Films im deutsch-französischen Kulturkanal ARTE liefen die Drähte heiß und ein Sturm des Protestes erhob sich gegen das im Film zu Tage tretende Verständnis für die Situation der Palästinenser. Beim Festival „Cinéma du réel“ 2004 verhinderten Intellektuelle wie der rechte Philosoph Bernard-Henry Lévy und der Schriftsteller Philippe Sollers eine von zwei Wiederaufführungen im Pariser Centre Pompidou mit dem Hinweis, der Film vergifte die öffentliche Debatte über den israelisch-palästinensischen Konflikt. (…) Doch es gab mindestens ebenso viele und prominente Apologeten des Films, denn am 8. März 2004 protestierten 300 Leute, darunter Jean-Luc Godard und der linke Philosoph Étienne Balibar, gegen diesen krassen Fall von Zensur, wie sie es nannten.
Ab dem 6. Mai 2004 ist diese absolut sehenswerte Dokumentation nun auch in den deutschen Kinos zu sehen.“
Nun, rund zwanzig Jahre nach Erscheinen, lädt die Akademie der Künste Berlin zur Filmvorführung des dreiteiligen Dokumentarfilms in die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ein.