
Three Days to Liberation II
Persischer Pop der 60er/70er
Erinnerung kann tanzen. In den Melodien des persischen Pops der 60er und 70er Jahre wird aus einem Lied Erinnerung, aus Erinnerung Bewegung. Und manchmal trägt nur der Tanz das, was Sprache längst nicht mehr fassen kann.
Vor einigen Jahren habe ich durch die Musiksets von Booty Carrell verstanden, dass Befreiung im Wiederhören beginnt. Dass ein Lied, das einst nur für sich selbst erklang, in einem Raum voller Menschen zu gemeinsamem Gesang werden kann. Dass man zu denselben Melodien tanzt, zu denen man einst schweigend verweilte, weinte oder trauerte – und dass jeder Schritt auf dem Boden ein Akt des Erinnerns und Widerstands ist.
Vinyl Memories – Dancing the Unspoken lässt Musik und Tanz zusammenwirken – Tanz, der Trauer, Verlust und Erinnerung in Bewegung übersetzt, der das Unsagbare spürbar werden lässt. Hier verbinden sich Nostalgie, politische Reflexion und performative Präsenz – ein Moment, in dem Klang, Körper und Gemeinschaft zu einer Praxis von Freiheit werden, in der spürbar wird, dass Erinnerung lebendig bleibt.
Text: Maryam Palizban
Booty Carrell kuratiert ein DJ-Set, das die Geschichten der Zeit spürbar macht: performativ, politisch, poetisch. Die Teilnehmer:innen tanzen, hören, fühlen – und erfahren, wie kollektives Gedächtnis, persönliche Trauer und Hoffnung ineinanderfließen.
Booty Carrell, alias Sebastian Reier, ist Münchner DJ, Musikvermittler und Veranstalter, der sich als Vinylarchäologe einen Namen gemacht hat. Sein Fokus liegt auf dem persischen Pop der 60er und 70er Jahre – einer Musikszene, die weiblich geprägt war, die poetische Wurzeln der persischen Dichtung mit unregelmäßigen 6/8-Rhythmen und den globalen Sounds von Rock und Pop verband. Durch Repression verdrängt oder ins Exil gezwungen, lebt diese Musik in seinen Sets fort – als Erinnerung, Widerstand und Hoffnung zugleich. Er gestaltet kuratorische Musikprogramme, unter anderem an den Münchner Kammerspielen, und moderiert die Radiosendung Groovie Shizzl auf ByteFM. Internationale Auftritte führten ihn nach Thailand, Pakistan, in die Türkei und quer durch Europa. Neben seiner DJ-Arbeit ist er Autor und Radiomacher für DIE ZEIT, WDR und ByteFM. Sein Motto „Making Global Sound Local“ beschreibt seine Praxis, globale Musiktraditionen in lokale, spürbare Erfahrungen zu übersetzen.
Teil des Programms von:
3 DAYS TO LIBERATION II
12.–14. Dezember 2025
Konzipiert & kuratiert von Maryam Palizban
Präsentiert von CONSTANZA MACRAS / DORKY PARK

- 22.00Grüner Salon
Three Days to Liberation II
Vinyl Memories – Dancing the Unspoken | DJ Booty CarrellDJ-Set