CTM Festival 2026: Noémi Büchi, Daniel Brandt

Mit der Premiere ihrer neuen audiovisuellen Show Exuvie vertieft Noémi Büchi ihre Erkundung der menschlichen Form und ihrer Transformationen. In einer Zusammenarbeit mit der Tänzerin Rebeka Mondovics rückt Büchi den menschlichen Körper ins Zentrum ihrer filmischen Beobachtung, dessen präzise und dosierte Bewegungen von den wechselnden Klangtexturen ihres neuen Albums geformt zu werden scheinen. Beeinflusst von Francis Bacons verzerrten Figuren, von Momenten unbehaglicher Nähe und der Stille, die auf Verwandlung folgt, verbindet sie orchestrale und elektroakustische Klänge mit Stilelementen aus Hip-Hop, Videospielen und Anime. Büchi verzichtet absichtsvoll auf den Einsatz von KI, um ihre Performance vollständig in menschlicher Präsenz zu verankern. Mit großer Klarheit entwirft sie die resonante Struktur eines Erinnerungsprozesses, bei der die Exuvie – die während einer Metamorphose abgestreift Haut – als Marker dessen zurückbleibt, was zwischen Verlust und Erneuerung nachhallt.

Komponist und Percussionist Daniel Brandt präsentiert sein neues Album Without Us mit einem Konzert, das Live-Musik mit einem Film verwebt. Without Us ist eine Auseinandersetzung mit kollektiven Ängsten, ökologischer Zerstörung und den Möglichkeiten und Grenzen individueller Handlungsfähigkeit angesichts der langsamen Gewalt des Klimakollapses. Der gemeinsam mit Anthony Dickinson gedrehte Film spiegelt sich in dem überhitzen Sound des Albums: flirrende Percussion und verschmorende Mellotron-Schwaden, pulsen mit dem Aufruhr eines „apokalyptischen Raves“, der sich aus Brandts Field Recordings entwickelt, darunter das Rauschen des größten Einkaufszentrums Europas. Aufgeladen mit der beunruhigenden Spannung einer Welt im freien Fall, fragt Without Us nach menschlichen Reaktionen auf Kräfte, die weit größer sind als wir selbst.

Das Konzert ist der erste von zwei Abenden im Rahmen des CTM Festival 2026, das vom 23. Januar bis 1. Februar 2026 an verschiedenen Berliner Spielorten stattfindet. Unter dem Motto dissonate < > resonate widmet sich die 27. Ausgabe des CTM Festivals dem komplexen Tanz zwischen Dissonanz und Resonanz, in dem spektrale Texturen, Melodien an den Grenzen der Tonalität und Frequenzen, die zwischen Harmonie, Verzerrung und scharfen Brüchen oszillieren, die simultane Existenz in mehreren, oft extrem widersprüchlichen Realitäten thematisieren.