

Der Palast
Die Veränderung der Mitte Berlins seit dem Mauerfall ist allseits bekannt: Leerstehende, zerfallene Altbauten wurden von einer jungen Generation besetzt und bespielt, die Stadt entwickelte sich zu einem Synergiepunkt für heimische und zugezogene kreative und feiernde Menschen. Doch dieser Wandel zur Gentrifizierung geht mit einer kulturellen Verflachung einher, bei der die Entsprechung des Geschmacks einer globalen, gut situierten Mittelschicht oberste Priorität hat. Der Palast setzt sich mit dieser Problematik auseinander, indem es einerseits die Architektur der Kulturstätte zum Zentrum der Arbeit macht, andererseits Geschichte, Gegenwart und Zukunftsvorstellungen der Stadt und ihrer Bewohner:innen eine Sichtbarkeit gibt. Ausgangspunkt sind die Porträts des englischen Fotografen Tom Hunter, der gesellschaftliche Themen behandelt und im Stil der Alten Meister inszeniert. In Der Palast entwickeln diese Bilder – in Berlin entstandene Fotoserien über Viertel, die sich verändern, Geschäfte, die schließen, Menschen, die zwangsgeräumt werden – neue performative Narrativen zwischen Fiktion und Realität. Als Pendant zur Architektur steht das weltweit existierende Format von Reality-TV-Shows. Nicht nur die Preisrichter sind urtypische Figuren, die ununterbrochen als Charaktere reproduziert werden, sondern auch das Bühnenbild und die Teilnehmer:innen. Vor diesem globalen kulturellen Hintergrund müssen wir die Sprache nicht verstehen, um genau zu wissen, was passiert und welche Figuren dargestellt werden. In Rahmen der Reality-Show werden unterschiedliche Gäste eingeladen. Der Soundtrack stammt von Robert Lippok und einer Live-Band.
Uraufführung: 4. April 2019, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz