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Foto © Bastian Bochinski

Vergessene Arbeitskämpfe - Ein Punk-Abend

Neuss 1973. Automobilzulieferer Pierburg. Streikwelle in der ganzen Bundesrepublik. Hier streikten ausländische und deutsche Arbeiter:innen für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Mehr Gleichberechtigung im Blick, nahmen die migrantischen Frauen eine starke Position ein, für mehr Fairness. 70 % der 3000 Beschäftigten, mehrheitlich Frauen, verdienten 4,70 DM, während die Männer 6,10 DM erhielten. „Eine Mark mehr!“ war die Forderung, und im Sommer 1973 legten 2.000 Arbeiter:innen, davon 1.700 aus Jugoslawien, Spanien, der Türkei und Griechenland die Arbeit nieder. Die Streiks wurden nicht gewerkschaftlich initiiert. Es begann in kleinen Gruppen, nach politischen Festnahmen, Einschüchterungen der Geschäftsleitung schlossen sich immer mehr Arbeiter:innen an. Ihr Solidaritätsaufruf blieb nicht ungehört: die deutschen Kolleg:innen streikten mit. Innerhalb einer Woche war der Betrieb lahmgelegt. Darüber hinaus solidarisierte sich die Öffentlichkeit, und die Geschäftsleitung musste reagieren. 30 Pfennig mehr für alle Arbeiter:innen wurden durchgesetzt. Dieser Streik steht einen Moment gelungener Migration und einen Schritt für geschlechtliche Gleichstellung.

Die Fakten sind entnommen vom Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMID)

Über die Bands:

Messed Up sind vier junge Frauen aus Belarus und der Ukraine, die seit einiger Zeit als Immigrantinnen in Warschau leben. Ursprünglich kommt die Band aus der belarusischen Stadt Grodno nahe der polnischen und litauischen Grenze. Messed Up gründete sich 2015 mit dem Willen, der Lethargie ihrer postsowjetischen Heimat zu entfliehen und den sozialen Erwartungen und Zwängen der eigenen Umgebung mit Selbstermächtigung und Kreativität entgegenzutreten. In der kleinen und oft von Repression und Unverständnis betroffenen belarusischen Subkultur war zumindest ein temporärer Ausbruch aus der Alltagsgesellschaft möglich. Das Touren durch andere Städte und Nachbarländer erweitert den eigenen Horizont besser als Instagram und Vk.com. Schnell ist die Band in einer D.I.Y.-Szene zuhause, in der sich Bands, Veranstalter*innen und Clubs gut kennen, aber oft am Rande der Gesellschaft agieren müssen. Nachdem Messed Up mehrere Jahre ihren knochentrockenen, auf den Punkt gespielten Punkrock perfektionieren und eine digitale EP veröffentlichten, haben sie Ende 2019 mit „Everything You Believe In“ ein elf Songs starkes Debütalbum mit stets melodischem Punkrock abgeliefert. Sängerin Nastya erinnert mit ihrer kräftigen Stimme dabei nicht selten an die Kolleginnen von Distillers, Hole oder L7. Die russischsprachigen Texte der Band verfolgen soziale und politische Hotspots wie Rassismus, Homophobie oder gesellschaftliche Ignoranz – ohne Parolen aus einer persönlich-lyrischen Perspektive entwickelt. Im Cover von Iggy Pops berühmten Song „You Wanna Be My Dog“ wird der Text leicht abgeändert und verleiht so einem alten Stück neue Relevanz. „Everything You Believe In“ ist nicht nur der Albumtitel, sondern sicher auch der Motor für diese junge Band, der Grund weiterzumachen. Sie lehnen es ab, ein konformistischer Teil der patriarchalen und unterdrückerischen Gesellschaft der ehemaligen UDSSR zu sein. Lauthals schreien sie heraus, was sie ablehnen und segeln damit weiter gegen den starken Wind des reaktionären Zeitgeists. Wie viele andere mussten sie in inzwischen ihr Land verlassen und versuchen, sich in Polen ein neues Leben aufzubauen.

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Diensthund, das ist hypernervöse Gitarre zum Beat der Stempel, die auf die Formulare hämmern: Ablehnungsbescheid, Strafbefehl, Todesurkunde.
Die letzte Mahnung bohrt der Synthesizer durch den Türspion direkt in deinen paranoiden Kopf, bis sie dir endlich den Strom abstellen. Post-Ost-Synth-Punk aus Leipzig & Berlin.

„Passende Attribute sind sicherlich: düster, pessimistisch, kalt, weird, schnell und sperrig.“ – Peter auf bierschinken.net

„With its synth lines and frequent rests, this reminds me of the early DEVO demos on Hardcore Devo: Volume One, only heavier. “ – Willis Schenk in maximumrocknroll #461

Diensthund auf bandcamp

Dezember
21
Do
  • 21:00
    Roter Salon

    Vergessene Arbeitskämpfe - Ein Punk-Abend

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