Velvet Voice Club • TEXTE ZUR KUNST

Öffentliche Institutionen im Globalen Norden beginnen damit, in kolonialen Kontexten geplündertes oder anders angeeignetes Kulturgut in größerem Umfang an Einzelpersonen, Gemeinschaften und Nationen zurückzugeben. Die März-Ausgabe von TEXTE ZUR KUNST befasst sich mit den Auswirkungen solcher Eigentumsübertragungen und den sie begleitenden Diskursen. Die Debatte in Deutschland konzentriert sich vor allem auf die Rückgabe der sogenannten Benin-Bronzen, die vom britischen Empire geraubt wurden – und verhandelt damit nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs. Zu den nach Deutschland verbrachten Objekten aus u. a. der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika gehören beispielsweise Berlins große Museumsattraktion, das Giraffatitan-Skelett, sowie ein als „Spitze des Kilimandscharo“ bekanntes Bergfragment, von dem eine Hälfte heute verschollen ist und die andere irgendwo zwischen den vielen Gipfeln Österreichs lagert.

Um diese Geschichten – und vieles mehr – geht es im Beitrag von Rehema Chachage und Valerie Asiimwe Amani für die März-Ausgabe zum Thema „Restitution“, den die beiden Künstlerinnen im Velvet Voice Club gemeinsam performen werden. Daran schließt ein Gespräch mit Mahret Ifeoma Kupka, die an der Konzeption der Ausgabe beteiligt war, an. Es wird u.a. um die Frage gehen, welche kreativen Kräfte für Zukunftsvisionen freigesetzt werden könnten, stünde die Energie zur Verfügung, die aktuell noch in die Rückgewinnung der während des Kolonialismus von den europäischen Museen angehäuften Berge materieller Kultur und somit in die Wiedergutmachung vergangenen Unrechts fließt.

Valerie Asiimwe Amani ist eine tansanische Künstlerin und Autorin. Mit verschiedenen physischen und verkörperten Medien untersucht ihre Arbeit, wie Körpererotik, Sprache und Mythisches verwendet werden, um das Selbst innerhalb der Gemeinschaft zu verorten (oder zu isolieren). Sie hat international ausgestellt, u. a. bei Modern Art Oxford, Rele Gallery in Lagos und im Zeitz Museum of Contemporary African Art in Kapstadt sowie mit einer Soloperformance bei South London Gallery. Amani wurde 2021 mit dem Vivien Leigh Prize des Ashmolean Museum und 2022 mit dem Ingram Prize ausgezeichnet. Art Monthly, Hyperallergic und der BBC berichteten über sie. Amani hat einen MFA von der Ruskin School of Art der Oxford University, wo sie derzeit in bildender Kunst promoviert.

Rehema Chachage steht für eine umfassende künstlerische Praxis, in die auch ihre Mutter und Großmutter durch eine vulnerable, prozessbasierte Forschung involviert sind. Gemeinsam schaffen sie ein „performatives Archiv“, das auf unkonventionelle Weise Geschichten, Praktiken, Rituale und andere mündliche Traditionen in verschiedenen Medien sowie in physischen Installationen „sammelt“ und „organisiert“. Diese Arbeiten erforschen oft das Ausgraben von Geschichte, Raum und Körper mittels Methoden, die das Geschichtenerzählen, die Matrilinie, alternative Wege des Handelns und Wissens nutzen sowie andere Methoden, die sowohl verkörpert als auch instinktiv sind. Ihre gemeinsamen Arbeiten wurden in Afrika, Europa, Asien und Amerika ausgestellt. Chachage schließt derzeit ihren PhD in Practice an der Akademie der bildenden Künste in Wien ab.

Mahret Ifeoma Kupka ist Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und freie Autorin. In ihren Ausstellungen, Vorträgen, Texten und interdisziplinären Projekten befasst sie sich mit den Themen Rassismus, Erinnerungskultur, Repräsentation und Dekolonisierung von Kunst- und Kulturpraxis in Europa und auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Februar
29
Do
  • 20:00
    Roter Salon

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