Gefühle am Ende der Welt

„Alle Gefühle glauben an einen glücklichen Ausgang!“ Wenn dieser Satz von Alexander Kluge stimmt, dann stellen Katastrophen uns vor das Problem, entweder gefühllos werden zu müssen oder uns affektiv über ihre zerstörerische Kraft hinwegzusetzen. In der letzten Folge der ersten Staffel beschäftigen wir uns mit dem Begriff der Katastrophe, um ganz grundsätzlich zu diskutieren, wie es sich mit den Gefühlen am Ende der Welt verhält. Einerseits ist erklärungsbedürftig, welche Reaktionen wir gelten lassen, für uns und für andere, angesichts des Krisengefüges aus privaten, sozialen, politischen, ökologischen Katastrophen. Andererseits ist fraglich, ob das menschliche Fühlen sich überhaupt in ständiger Nähe zur Katastrophe aufhalten kann, ohne sich dabei selbst dem Zerfall auszuliefern. Schließlich müssen wir uns über den Begriff der Katastrophe selbst Rechenschaft ablegen, die sich nie in zeitlicher und räumlicher Synchronizität entfaltet. Ob „Endzeitstimmung“ und „Zeitenwende“ dafür hilfreiche Vorschläge sind und welche éducation sentimentale es für eine gleichermaßen prä- und postapokalyptische Wirklichkeit braucht, diskutieren wir mithilfe der philosophischen Expertise von Mirjam Schaub und Jan Slaby.

 

Mirjam Schaub, Dr. phil. habil., ist Professorin für Kulturphilosophie und Ästhetik am Department Design der HAW Hamburg. Dort war sie 2015 Gründungsmitglied des künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenkollegs »Performing Citizenship«, einer Kooperation aus HCU Hamburg, Fundus Theater und K3 (Kampnagel). Von 2017 bis 2022 lehrte sie als Professorin (auf Zeit) Philosophie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle a.d. Saale. Sie studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Psychologie in Münster, München (LMU), Berlin (FU) und Paris (Sorbonne I). Von 1990 bis 1995 besuchte sie parallel die Deutsche Journalistenschule in München (DJS), 1996 außerdem die summer-school der UCLA (Drehbuch). Danach arbeitete sie freiberuflich als Kulturjournalistin, u.a. für taz, Freitag, ZEIT und FAZ. Sie schrieb Katalogtexte und Kunstbücher (u.a. das preisgekrönte »Walk Book« mit und über Janet Cardiff), drehte Künstlerportraits für das ZDF (aspekte) und arbeitet bis heute gerne für’s Radio (Deutschlandradio Kultur). Sie promovierte 2001 mit zwei Monografien über das Werk von Gilles Deleuze und habilitierte 2009 über Sinn und Unsinn von Beispielen in Philosophie und Ästhetik. Nach einem 18-monatigem Forschungsaufenthalt in Edinburgh mit der Alexander von Humboldt Stiftung vertrat sie Professuren in Berlin (FU und Dresden (TU). Ihre besonderen Interessen gelten der Kunst-, Film- und Kulturphilosophie sowie der politischen Philosophie. Sie ist Mitherausgeberin eines Sammelbandes über »Performing Citizenship«, der 2019 bei Palgrave Macmillan in London erschien. Ihre Monografie über »Smarte Radikalität. Eine andere Kulturphilosophie« wird für 2024 erwartet. Mirjam Schaub hat zwei erwachsene Töchter und einen 2014 geborenen Sohn. Sie lebt in Berlin und Venedig.

Jan Slaby ist Professor für Philosophie des Geistes und Philosophie der Emotionen an der Freien Universität Berlin und Teilprojektleiter am dortigen Sonderforschungsbereich Affective Societies. In seiner Forschung befasst er sich mit der Rolle von Affekten und Emotionen in gesellschaftlichen Machtverhältnissen und mit der Frage des Wirklichkeitsbezugs von Gefühlen, zuletzt auch in Bezug auf die gesellschaftliche (Nicht-)Thematisierung der Klimakrise. Zu seinen Publikationen zählen Affective Societies: Key Concepts (2019, gemeinsam herausgegeben mit Christian von Scheve) und das Handbuch Critical Neuroscience (2012, gemeinsam herausgegeben mit Suparna Choudhury).

Januar
01
Do
  • 01:00
    Roter Salon

    Folge 6: KATASTROPHE

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