Eintritt frei

Deutschland und der deutsche Wirtschaftsstandort benötigen händeringend Fach- wie ungelernte Arbeitskräfte. Nicht zuletzt auch um seine brüchigen Sozialsysteme abzusichern. Diese Erzählung hören wir schon seit Längerem von den Verantwortlichen.

Bei der Auswahl dieser Arbeitskraft jedoch geht das europäische Migrationsregime, das von der EU- und den nationalen Grenzen bis in die Kommunen und die Jobcenter hinein wirkt, selektiv, fragmentierend und rassifizierend vor. Die Zugangsbedingungen sind längst nicht für alle gleich: Angehörige der Gruppe der Roma* sind Ausschlüssen und Beschränkungen in besonderer Weise ausgesetzt.

Gesetzliche Regulierungen für einen erleichterten Arbeitsmarktzugang aus Nicht-EU-Ländern und länderspezifische Arbeitsabkommen erreichen Roma* aus den Westbalkanländern und Moldau in der Regel nicht oder selten. Roma* aus Bulgarien und Rumänien sehen sich – trotz EU-Freizügigkeit und Rechtsanspruch auf ergänzende Leistungen- behördlichen Abwehrhaltungen ausgesetzt.

Viele Roma* wie andere Migrantisierte arbeiten hierzulande als Ungelernte in ausbeuterischen – und gleichzeitig systemrelevanten -Branchen, die von prekären Arbeitsbedingungen und Lohndumping bis hin zu Lohnraub gekennzeichnet sind, sei es auf dem Bau, in der Schlachthofindustrie, in der Gastronomie, im Kurierdienst, im Online-Versandhandel, der Reinigung, Pflege oder saisonalen Landwirtschaft. Oftmals sind sie der Willkür ihrer Vorgesetzten ausgeliefert, mitunter ist der Arbeitsplatz an das Aufenthaltsrecht oder die Unterkunft gekoppelt, was die Abhängigkeit verstärkt.

Nichtsdestotrotz sind Arbeitsmigrant*innen keine Opfer, sondern aktiv handelnde Subjekte, die physische und nationale Grenzen überwinden, die mobil sind, die protestieren und wild streiken. Das Migrationsregime wiederum versucht, diese Kämpfe unsichtbar zu machen, sie zu kriminalisieren.

Wie können Verbesserungen in diesen von großer Fluktuation geprägten Branchen erkämpft werden,wie Lohnersatzleistungen, Langzeitverträge, erhöhter Arbeitsschutz, freie Auswahl des Arbeitsplatzes, Recht auf Familiennachzug? Welche Lösungsansätze braucht es, um die Situation von Roma* hierzulande und in ihren Herkunftsländern zu verbessern? Welche Unterstützung und ggf. bilaterale Abkommen braucht es, was fordern Selbstorganisationen?

 

Panelbesetzung

Milena Ademovic (Kulturen im Kiez) verweist auf Fallbeispiele aus der Beratungspraxis, Jure Leko (wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Diskriminierung osteuropäischer Menschen auf dem Arbeitsmarkt: Institutionelle und individuelle Kontexte“ des BKGE) gibt einen Überblick über die Geschichte der europäischen Arbeitsmigration, Janka Vogel (Rumänistin) wirft einen spezifischen Blick auf die Situation von Roma* aus Rumänien und Moldau. Die Moderation übernimmt Christoph Leucht (Hildegard-Lagrenne-Stiftung).

 

Mit freundlicher Unterstützung der Berliner Landeszentrale für politische Bildung.

November
20
Mo
  • 19:00
    Grüner Salon

    BARE

Cookie IconDiese Website verwendet Cookies, um die Benutzererfahrung zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.