Schauspiel
ca. 140 min
Deutsch, Französisch und Italienisch mit Deutschen und Englischen Übertiteln
Anno 1774, kurz vor der Französischen Revolution. Irgendwo zwischen Potsdam und Berlin entkommt eine Gruppe französischer Libertins der neuen ultrakonservativen Regierung Ludwigs des XVI. Gemeinsam treffen sie sich mit dem legendären deutschen Freidenker und Verführer Duc de Walchen (Helmut Berger). In einem Land, das von einem bigotten Tugendregime beherrscht wird, haben die von der durchtriebenen Duchesse de Valselay (Ingrid Caven) geführten Expats eine Mission: die Libertinage nach Deutschland zu exportieren, eine Philosophie, die auf der Ablehnung moralischer Grenzen und Autoritäten beruht. Auf der Suche nach Partnern entdecken die Expats, dass diese verkommene Parklandschaft der Treffpunkt einer Gruppe dekadenter lokaler Libertines und freidenkender Höflinge Friedrich des Großen ist. Doch da die eigentümlichen Deutschen für einen derartig radikalen Trend noch nicht zu begeistern sind, entwickelt die ehrgeizige Herzogin de Valselay raffinierte Strategien zur besseren Vermarktung der Libertinage. Albert Serra inszeniert ein tableau vivant des alten Europa, in der neue Moden und moderne Wirtschaftspraktiken groteske Formen annehmen.
Albert Serra, der „connoisseur of obscurity“ (Artforum), gilt als einer der jungen Meisterregisseure des unabhängigen europäischen Kinos. In seinen Filmen, Installationen, Theateraufführungen und Performances hat Serra eine einzigartige Landschaft historischer und literarischer Figuren wie Don Quichotte, Casanova, Ludwig XIV., Fassbinder und Goethe geschaffen. Liberté ist die erste Theaterarbeit des preisgekrönten katalanischen Film- und Theaterregisseurs im deutschsprachigen Raum.
„Liberté zeigt auf … radikale Art, wie sich der großartige Eigenbrötler Albert Serra der Illusionsmaschine des Theaters bedient. Ein grandios seltsames Spektakel. Eine Attraktion, die sich anzugucken und über die es sich zu streiten lohnt“. - Spiegel Online
Wolfgang Höbel, 23.02.18
„Helmut Berger, der gefallene Visconti-Gott und die Fassbinder-Überlebende, Ingrid Caven, Zeitzeugen einer unmoralischeren Zeit, sind hier die Sterne, die noch im Fallen glaubwürdig strahlen.“ Neue Zürcher Zeitung
Daniele Muscionico, 23.02.18
„Albert Serra bringt den natürlichen Rhythmus des Lebens auf die Bühne und füllt diesen mit einer transzendenten Stille, getragen durch eine bewusst statische, mechanische Mise en scène und den Auf- und Abgang der Sänften.“ El País
Álex Vicente, 02.03.18
“Liberté did not disappoint in the slightest. (In the premiere) a suitably rowdy audience almost immediately took issue with Serra’s idiosyncratic feeling for dramatic timing (faithfully transferred from his films to the stage). For something so resolutely classical on its face, Liberté’s inspired mise en scène and subtly wise-ass script felt intensely modern.” Film Comment
Dan Sullivan, 07.03.18
“Liberté approaches history at a forensic level of detail and intimacy, where authenticity approaches abstraction through sheer aesthetic force… This skilful integration of narrative and spatial elements creates a claustrophobic atmosphere belying the play’s outdoors setting, while the systematic blocking of action and the actors’ whispered delivery of some rather mellifluous dialogue make for a spellbinding, if inscrutable, viewing experience. In much the same way that Serra’s wilfully modernist approach to history has earned its share of criticism in film circles, so too does Liberté seem in part designed to confront preconceptions related to the theatre – an approach that, judging by the Volksbühne audience’s vocal reprimands (‘louder!’, ‘start acting!’), seemed to please purists none so much.” Frieze
Jordan Cronk, 08.03.18
"Liberté is in any case a triumph on Serra’s own terms. It attests to the sheer force of his idiosyncratic aesthetic signature, and even the response (Anm.: 'of the local theater critics' and 'the skeptical Germans') is fitting for a minimalist who strives for maximal effects: an uproar born of murmurs and whispers." - artforum
Dennis Lim, 16.03.18
Foto: Román Yñan
Foto: Román Yñan
Foto: Román Yñan
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Foto: Román Yñan
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